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Marsianer, auch Marsmenschen genannt, sind fiktive, hochzivilisierte Lebewesen auf dem Planeten Mars, deren Existenz ab etwa 1890 vielfach angenommen wurde – auch von Astronomen und bekannten Wissenschaftlern anderer Fachgebiete. Die Marsmenschen sind eines der bekanntesten und ?ltesten Beispiele für hypothetisches au?erirdisches Leben. Die Vorstellung eines bewohnten Mars – auf dem man auch heute noch nach Spuren von einfachem Leben sucht – kam dem damaligen technischen Aufbruch entgegen und wurde von einigen Medien zu einer Art ?Marsfieber“ angefacht.
Au?erirdische Intelligenz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Frage der Existenz intelligenten au?erirdischen Lebens ist bis heute in den Geistes- und Naturwissenschaften Forschungsthema und hat sogar zur Finanzierung einiger aufwendiger Forschungsprojekte geführt.
Sie geht einerseits auf jahrhundertealte Mythen und auch auf Gedanken einiger berühmter Philosophen, Astronomen und Biologen zurück, andererseits konkret auf die Entdeckung der ?Canali“ (Rinnen, auch ?Marskan?le“), die dem italienischen Astronomen Giovanni Schiaparelli 1877 gelang und die 1879 auf der Sternwarte Nizza best?tigt wurde. Der Amateurastronom Percival Lowell (USA) nahm Schiaparellis Entdeckung zum Anlass weitergehender Forschungen und gründete in Arizona die rasch berühmt gewordene Lowell-Sternwarte, die neben Marsforschung auch spektroskopische Astrobiologie betrieb und auf der 40 Jahre sp?ter der Pluto entdeckt wurde.
Von Leben auf dem Mond und auf anderen Planeten – und sogar auf der Sonne – tr?umt die Menschheit schon zumindest seit Beginn der schriftlichen überlieferung. Konkreter wurden diese Gedanken unter anderem durch griechische Naturphilosophen und um 1600 durch Johannes Kepler. Als sp?ter gro?e astronomische Fernrohre auf unsere benachbarten Planeten gerichtet wurden, blieben von diesen Tr?umen nur die Venus und der Mars bestehen, w?hrend die Unbewohnbarkeit des Erdmondes schon im 18. Jahrhundert durch Hieronymus Schr?ter vermutet wurde. Dass der direkte Nachbarplanet Venus eine für Menschen giftige Atmosph?re besitzt, wurde schon um die Jahrhundertwende klar, w?hrend dieser Befund für den Mars erst gegen 1950 gelang.
Zur Geschichte der ?Marskan?le“
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Die Bewohnbarkeit anderer Planeten und sogenannter Exoplaneten ist auch heute nicht prinzipiell auszuschlie?en, doch k?nnten – falls je nachweisbar – die Lebensformen von den terrestrischen Formen deutlich abweichen (siehe die neu entdeckten Schwefelbakterien in der Tiefsee). Doch auch die Triebkraft ?nicht-wissenschaftlicher“ überlegungen und h?ufiger Sensationsgier ist für die Frage nach ?Au?erirdischen“ nicht zu untersch?tzen. Gerade dafür ist die Entdeckung und Fehlinterpretation der Marskan?le ein Musterbeispiel.
Als Marskan?le (im Italienischen bescheidener ?Canali“ genannt) wurden zarte Linien auf der Marsoberfl?che bezeichnet, die auf einige gro?e Canyons und/oder auf Unterschiede in der Albedo des ?Roten Planeten“ zurückgehen. Weitere Ursachen des Ph?nomens k?nnen mehrere Kraterreihen und terrassen?hnliche, flache Schattenwirkungen sein. Ab etwa 1950 überwog die Ansicht, es seien optische T?uschungen bei einer bestimmten Aufl?sung von Fernrohren, wenngleich sich um 1965 einige dieser Strukturen als real herausstellten (vor allem die Valles Marineris).
Als Schiaparelli seine – von weniger scharf?ugigen Astronomen erst zwei Jahre sp?ter best?tigten – Entdeckungen bekanntgab, sprach er schlicht von vermutlichen ?Rinnen (ital. Canali) auf dem Mars“. Auf Englisch h?tte dies Channels gehei?en, doch wurden Canals daraus, was natürlich – insbesondere im Deutschen – auch oder überwiegend als künstliche Kan?le interpretierbar war. Zahlreiche Zeitungen machten aus diesem zun?chst eher linguistischen Problem und einer vorsichtigen wissenschaftlichen Fragestellung bald ein Faktum.
Etwa um die gleiche Zeit – die Marsopposition von 1877 war astronomisch au?erordentlich günstig – konnte man auch viele Details an den Polkappen des Mars entdecken. So lag für Journalisten und manche popul?r denkende Astronomen wie den Franzosen Flammarion (und natürlich Lowell) der Gedanke nahe, das periodische Abschmelzen der Polkappen mit den ?Canali“ in Verbindung zu bringen. So war bald die absichtliche oder aus Begeisterung und Sensationslust geborene Fehlinterpretation perfekt, die nur für Geübte erkennbaren ?Canali“ als künstlich angelegte Bew?sserungskan?le zu deuten, mit denen das wenige Wasser auf dem wüstenartigen ?Roten Planeten“ von den vereisten Polkappen zu den trockenen ?quatorgebieten geleitet wurde. Dazu kam eine jahreszeitliche Umf?rbung mehrerer an den Canali liegenden Landschaften von grauen oder r?tlichen T?nen in ein zartes Grün oder Blaugrün, was teilweise bis heute nicht v?llig gekl?rt erscheint.
Eine sp?te Auswirkung dieses Marsfiebers war um 1970 die Entdeckung des ?Marsgesichts“ in der Cydonia-Region, das umgehend von zahlreichen Buchautoren f?lschlicherweise als Relikt einer früheren Marszivilisation angesehen wurde. Die ?Entzauberung“ durch noch sch?rfer fotografierende Marssonden bekam naturgem?? ein viel geringeres Medienecho als die ersten, von Erich von D?niken bis heute zitierten Meldungen.
Entstehung des Mythos der ?Marsmenschen“
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Zu dieser jahrzehntelangen Fehldeutung – die hinsichtlich der Erwartung niedrigen Lebens bis zum Flug der Raumsonde Mariner 4 1965 bestand – trugen jahreszeitlich-periodische Farb?nderungen der Marsebenen zwischen grünlich, grau und rotbraun bei. Heute werden die ?Kan?le“ meist als Artefakte der damals nur mittelgro?en Teleskope erkl?rt, einige entsprechen jedoch vorhandenen Linienstrukturen wie Gel?nde- und Terrassenstufen, gro?en Canyons und langen Kraterreihen.
Zum Entstehen der Hypothese von den ?Marsmenschen“ trugen die Medien des sp?ten 19. Jahrhunderts wesentlich bei, aber auch bekannte Astronomen wie Camille Flammarion und Percival Lowell. Da die Canali nur in Fernrohren ab etwa 30 cm ?ffnung zu erkennen waren, mussten sie wegen der gro?en Entfernung des Mars über 100 km breit sein und die j?hrlichen Verf?rbungen legten begleitende breite Vegetationsgürtel nahe. Weitere Gründe, Leben auf dem Mars anzunehmen, waren unter anderem:
- Periodische Sandstürme und das anschlie?ende Wiederergrünen mancher Gebiete
- Nachweis von atmosph?rischem Sauerstoff und Hinweise auf zeitweilige Temperaturen bis etwa 20 °C
- Sommerliches ?Austrocknen“ (langsames Verschwinden / Wiederkehren von Lineamenten, oft im Abstand eines halben Marsjahres)
- kosmologische Vorstellungen zur Entwicklung der Planeten: die dichten Venus-Wolken als Hinweis auf einen ?jungen“ Planeten, hingegen die Mars-Wüsten auf einen sterbenden Himmelsk?rper, und die Erde in einer Stufe dazwischen
- der aktuelle Bau zweier gro?er Schifffahrtskan?le (Sueskanal und Panamakanal)
- Auf diese Erfolge gestützt die Annahme, dass auch Marsbewohner einem Klimawandel nicht tatenlos zusehen würden
Popul?rwissenschaft, Medien und Science-Fiction
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Angeheizt wurden diese überlegungen und Spekulationen durch einige US-amerikanische und franz?sische Zeitungen sowie durch die popul?rwissenschaftlichen Publikationen von Lowell und Flammarion, aber auch durch die schriftstellerischen Erfolge von Jules Verne.
Die ?Marsianer“ waren Anlass zur Etablierung einer neuen Art von Science-Fiction-Literatur, welche schon damals dem Geschmack vieler Zeitgenossen entsprach. Aus einer (schon früher entstandenen) Reihe futuristischer Werke ragen vier besonders hervor:
- Krieg der Welten von H. G. Wells von 1898
- Das naturalistische H?rspiel gleichen Namens von Orson Welles, das 1938 durch seine ?hnlichkeit mit Radionachrichten viele Amerikaner verunsicherte
- Die Sozialismus-Utopie Der rote Planet von Alexander Bogdanow von 1907 (auf Deutsch zuerst 1923 als Der rote Stern)
- Mars-Chroniken von Ray Bradbury
Im 1907 für das US-amerikanische Cosmopolitan Magazine verfassten Artikel The Things that Live on Mars spekulierte Wells über das m?gliche Aussehen der Marsianer. Als die Zeitschrift den eigentlich auf Westernszenen spezialisierten Maler William Robinson Leigh (1866–1955) beauftragte, zu den Vorstellungen Bilder zu malen, beeinflussten diese Darstellungen unser Bild vom Marsmenschen mit überdimensionierten K?pfen, Antennen und grüner Haut nachhaltig.
W?hrend die Marsianer in den meisten literarischen Werken als Bedrohung unserer Existenz dargestellt wurden, geht in George du Mauriers Roman The Martian von ihnen der Impuls zu einer geistigen und moralischen Weiterentwicklung der Menschheit aus.
Heutige Situation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch wenn 1965 die Raumsonde Mariner 4 die Existenz von Marskan?len weitgehend ausschlie?en konnte – die zahlreichen entdeckten Marskrater und Trockengebiete lie?en ?hnliche Hypothesen noch lange nicht verstummen. Als Raumsonden tats?chlich Gerinne in ausgetrocknetem Zustand entdeckten, verlagerte sich das ?ffentliche Interesse am ?Roten Planeten“ auf den Nachweis der Existenz von Wasser, was Raumfahrtorganisationen wie ESA und NASA bis heute besch?ftigt.
Die ?kleinen grünen M?nnchen“ und andere übertreibungen der Science-Fiction-Autoren regen bis heute Film und Fernsehen zu verschiedensten Produktionen an, haben aber auch wissenschaftlich manches Gute:
- Das Entstehen informativer Sendungen wie Alpha-Centauri
- Wachhalten des Interesses der breiten ?ffentlichkeit
- Schaffung eines geeigneten politischen Umfeldes, um der Astronomie genug Geld für Forschungsprojekte zu sichern
Ein ?hnlicher Effekt ist bei der ?Gefahr aus dem Weltraum“ durch m?gliche Einschl?ge von Asteroiden zu konstatieren.
In der forschenden Astronomie und Raumfahrt stehen seit Jahren mehrere Aspekte in Zusammenhang mit m?glichem Leben auf dem Mars: die Suche nach Wasser und Wassereis, die dafür notwendigen geologischen Voraussetzungen im Marsgestein, der Nachweis von Hangrutschungen, die Suche nach Lebensspuren im Marsgestein (Bakterien, eventuelle mikroskopische Flechten) und in Meteoriten vom Mars, die Zusammensetzung und Entwicklung der Marsatmosph?re und nicht zuletzt Planungen zur eventuellen Anreicherung dieser relativ dünnen Atmosph?re.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Au?erirdische, Venusianer, Greys
- Mars Attacks, Krieg der Welten 2 – Die n?chste Angriffswelle, Mars Society, Red Planet
- Exobiologie, Lowell-Observatorium, Terraforming, Exosoziologie
- Mars-Rover, Mars Global Surveyor, Viking
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kurd La?witz: Auf zwei Planeten. Emil Felber, Weimar von 1897
- Alexander Bogdanow: Der rote Stern. Berlin 1923.
- H. G. Wells: Der Krieg der Welten. Diogenes, ISBN 3-257-20171-0
- Orson Welles: Krieg der Welten … (und Welles’ H?rspiel 1938)
- Ray Bradbury: Die Mars-Chroniken. Diogenes, ISBN 3-257-20863-4
- Walter Hain: Das Marsgesicht. Herbig-Verlag München und Wels 1995
- Helga Abret, Lucian Boia: Das Jahrhundert der Marsianer: Der Planet Mars in der Science Fiction bis zur Landung der Viking-Sonden 1976. Heyne-Verlag, München 1984. ISBN 3-453-31022-5
- Edgar Rice Burroughs: John Carter vom Mars
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Andrea Roedig: Marsmenschen wie du und ich auf Deutschlandfunk Kultur vom 26. Juli 2020.